Wütend sprangen die Zuhörer auf und schleppten Jesus aus der Stadt. Im Synagogen-Gottesdienst hatte er einen Bibeltext aus dem Buch Jesaja vorgelesen. Darin kündigt Jesaja an, dass Gott Rettung schicken wird. Jesus deutete an, dass die Rettung nicht für die Menschen vor ihm gedacht sein könnte. Entrüstet schleppten sie ihn zu dem Steilhang, um ihn hinunterzustürzen. Aber Jesus durchquerte einfach die Menschenmenge und ging davon, ohne dass ihn jemand aufhielt.
Diese Begebenheit sagt viel über Jesus aus. Seine Predigt war die erste, die er in seiner Heimatstadt Nazareth hielt. Er suchte dafür einen Text aus, in dem es heißt: „Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Ich rufe Freiheit aus für die Gefangenen und den Unterdrückten, dass sie von jeder Gewalt befreit sein sollen.“ Das ist sein Auftrag: Menschen Freiheit bringen. Dass er trotz aller Erregung der Menschen ungehindert davongehen konnte, spricht dafür, dass er eine stille Autorität ausstrahlte. Womöglich waren manche auch schon ins Nachdenken gekommen, ob er nicht doch tatsächlich derjenige war, den Gott gesandt hatte.
Bibeltext: Lukas 4,16-30
So kam Jesus auch nach Nazareth, wo er aufgewachsen war. Am Sabbat ging er wie gewohnt in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Heiligen Schrift vorzulesen, reichte man ihm die Schriftrolle des Propheten Jesaja. Jesus öffnete sie, suchte eine bestimmte Stelle und las vor: »Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich berufen und bevollmächtigt hat. Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen. Ich rufe Freiheit aus für die Gefangenen, den Blinden sage ich, dass sie sehen werden, und den Unterdrückten, dass sie von jeder Gewalt befreit sein sollen. Ich verkünde ihnen ein Jahr, in dem der Herr seine Gnade zeigt.« Jesus rollte die Schriftrolle zusammen, gab sie dem Synagogendiener zurück und setzte sich. Alle blickten ihn erwartungsvoll an. Er begann: »Heute, wo ihr diese Worte hört, hat sich die Voraussage des Propheten erfüllt.« Während er sprach, konnte ihm die ganze Gemeinde nur zustimmen. Sie staunten über die Worte, die Gott ihm schenkte, aber sie fragten sich auch ungläubig: »Ist das nicht der Sohn von Josef?« Darum fuhr Jesus fort: »Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: ›Arzt, hilf dir selbst!‹ In Kapernaum hast du offenbar große Wunder getan. Zeig auch hier, was du kannst! – Aber ich versichere euch: Kein Prophet gilt etwas in seiner Heimat. Denkt doch an Elia! Damals gab es genug Witwen in Israel, die Hilfe brauchten; denn es hatte dreieinhalb Jahre nicht geregnet, und alle Menschen im Land hungerten. Aber nicht zu ihnen wurde Elia geschickt, sondern zu einer nichtjüdischen Witwe in Zarpat bei Sidon. Oder erinnert euch an den Propheten Elisa! Es gab zu seiner Zeit unzählige Aussätzige in Israel, aber von ihnen wurde keiner geheilt. Naaman, der Syrer, war der Einzige.« Das war den Zuhörern in der Synagoge zu viel. Wütend sprangen sie auf und schleppten Jesus aus der Stadt hinaus bis zu dem Steilhang des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war. Dort wollten sie ihn hinunterstoßen. Doch Jesus ging mitten durch die aufgebrachte Volksmenge hindurch und zog weiter, ohne dass jemand ihn aufhielt.
Impuls: Was denkst du über Jesus? Was bewunderst du an ihm? Welche Beziehung hast du zu ihm?